Während alle Schnitt- und Hiebwerkzeuge theorethisch aus dem selben Material bestehen können, bestimmt die Klingengeometrie das Anwendungsgebiet des Werkzeuges.
Die Einsatzmöglichkeiten von Klingen bei der Holzbearbeitung sind vielfältig: Von feinen Schnitzarbeiten über das Abschlagen von Ästen bis hin zum Holzhacken können zahlreiche Arbeiten anfallen.
- Welches Schliffbild sollte ein Outdoormesser haben?
- Welche Schliffbilder von Klingen gibt es?
- Worin unterscheiden sich die Schliffbilder?
Worin sich die Schliffbilder unterscheiden und für welche Arbeiten sie sich besonders eignen, erfährst Du in diesem Beitrag.
Bedeutung der Klingengeometrie
Jede Klinge wird aus einem mehr oder weniger starken Flachstahl geformt. Richtung Schneide läuft die fertige Klinge ein- oder zweiseitig zu. Die Stärke der fertigen Klinge nimmt also vom Rücken hin zur Schneide ab.
Die Veränderungen in der Klingenbreite zwischen Rücken und Schneide können geometrisch beschrieben werden. Winkelveränderungen (Fasen) sowie Innen- und Außenwölbungen sind im sogenannten Schliffbild – im Querschnitt – der Klinge zu erkennen.
Die Geometrie (das Schliffbild) bestimmt maßgeblich die Stabilität und den Anwendungsbereich des Werkzeuges.
Dabei gilt grundsätzlich:
Je dünner die Klinge über der Schneidkante ist, desto anfälliger ist sie gegenüber Verformungen und Brüchen. Gleichzeitig durchdringt die schmale Klinge das Schnittmaterial sehr gut.
und
Je breiter die Klinge ist, desto stabiler ist sie. Damit lassen sich zwar gefahrlos gröbere Arbeiten verrichten. Die erforderliche Kraft in das Schnittgut einzudringen ist jedoch wesentlich höher.
Eine hohe Stabilität erfordert also ein dickeres Material. Doch nur schlankes Material kann leicht und präzise durch das Schnittgut geführt werden. Daraus lässt sich ableiten, dass es keine perfekte Klingenform gibt.
Schliffbilder von Klingen
Auf der Suche nach dem vermeintlich perfekten Messer gilt es die Vorzüge und Nachteile unterschiedlicher Schliffbilder zu ergründen.
Je nach Gestaltung der Geometrie zeigen Klingenwerkzeuge ein ganz unterschiedliches Verhalten im Schnittgut. Während es manche wie Butter durchschneiden, verhaken sich andere darin oder zerfetzen die Schnittkante.
Jedes Schliffbild bedeutet die Spezifikation der Klinge für einen bestimmten Einsatzzweck.
Mit vielen Werkzeugen lassen sich unterschiedliche Arbeiten mit passablen Ergebnis erzielen. Die Frage ist nur wie lange das Werkzeug seinen Dienst erfüllt. Denn das Schliffbild hat einen Einfluss auf die Schnitthaltigkeit und die Stabilität der Klinge. Ebenso bestimmt es den Schweregrad des Nachschleifens.
- Der Work Sharp Precision Adjust Messerschärfer ist ein…
- Verstellbar, wiederholbar – Schärfwinkel kann leicht…
- TRI-BRASIVE Stab – Schneller Index zwischen grobem…
- V Block Clamp – abnehmbare Klemme sichert das Messer…
Die einen Schliffbilder legen ihren Fokus auf eine hohe Klingenstabilität, damit das Messer mit hohem Krafteinsatz gebraucht werden kann.
Andere verfolgen das Ziel den Widerstand der Klinge im Schnittgut möglichst gering zu halten. Es sind die Schliffbilder für Klingen mit einer hohen Schnittleistung.
Wieder andere versuchen beide Eigenschaften miteinander zu kombinieren und ein Optimum zu gestalten.
Wichtig zu wissen ist, dass ein Schliffbild und dessen geometrischen Daten keine Vorgabe sind.
Ein und dasselbe Schliffbild kann in unterschiedlichen Dimensionen (bspw. Höhe der Fase; Winkelgröße) verschiedene Eigenschaften im selben Schnittgut aufweisen.
Schliffbilder im Detail
Die Merkmale der wichtigsten Schliffbilder und deren Eignung für spezielle Arbeiten werden im folgenden näher erläutert.
Chisel-Grind
Beim Chisel-Grind ist eine Seite der Klinge unbearbeitet. Sie läuft Flach vom Rücken bis zur Schneide hinunter.
Die andere Seite ist einfach gefast, wobei die Fase auf beliebiger Höhe ansetzen kann. Beim Full-Chisel-Grind läuft die Seite vom Klingenrücken bis zur Schneide schräg zu.
Die Tatsache, dass nur eine Seite geschliffen ist, macht das Nachschleifen einfacherer. Hierbei ist keine Symmetrie zu beachten und lediglich der Grat von der Gegenseite abzuschleifen.
Durch den einseitigen Schliff neigt die Klinge im Schnittgut abzudriften. Ein gerader Schnitt ist damit nur schwer möglich.
Vorteile des Chisel-Grind |
Leicht zu schleifen Hohe Schneidleistung |
Nachteile des Chisel-Grind |
Abdriften der Klinge beim Schnitt |
Typische Werkzeuge und Verwendung: Kleine und große (taktische) Messer zur Holzbearbeitung; (japanische) Küchenmesser zur Essenszubereitung
Convex-Grind
Beidseitig ausgewölbt verbreitert sich die Klinge beim Konvexschliff relativ früh. Obwohl er keinen abrupten Widerstand zeigt, eignet sich der Schliff nicht sonderlich zum Schneiden – mit Ausnahme von spitzwinkligen Convex-Grind.
Als einer der stabilsten Schliffe wappnet der Convex-Grind die Werkzeuge für schwere Arbeiten wie das Holzhacken. Deshalb ist er überwiegend bei Äxten und großen Messern zu finden.
Namhafte Hersteller wie Fällkniven oder Bark River setzen voll auf den Konvexschliff und überzeugen mit ihren Modellen in vielerlei Hinsicht.
Vorteile des Convex-Grind |
Sehr hohe Stabilität Schnitthaltiger Schliff Allrounder, besonders aber für schwere Arbeiten geeignet |
Nachteile des Convex-Grind |
Teurer Schliff |
Konvexer Schliff
Outdoor-Messer für verschiedene Aktivitäten
Bewährtes Modell
Typische Werkzeuge und Verwendung: Äxte und große Messer wie Macheten oder Kukris. Zur groben Holzarbeit bei viel Kraftaufwand, aber auch zum Schneiden.
Flat-Grind
Der (Full-) Flat-Grind zeigt sich mit einem breiten Klingenrücken und einer dünnen Schneide im Querschnitt.
Beide Seiten laufen linear nach unten zusammen.
Das Schliffbild ist bei nahezu jedem Küchenmesser zu finden und gilt als gut schleifbarer Allrounder.
Beim Schleifen ist jedoch zu beachten, dass ein großer Materialabtrag erforderlich ist.
Die relativ tiefe Breite macht den Flat-Grind stabiler als den Hollow-Grind.
Was die Schneideigenschaften angeht, ist er ihm unterlegen, allerdings übertrifft er dafür die Schnittleistung des Sabre-Grid.
Vorteile des Flat-Grind |
Ausreichende Schneideigenschaften Ausreichend stabil für gröbere Arbeiten |
Nachteile des Flat-Grind |
Vorteile nur ausreichend; nicht stark ausgeprägt |
Typische Werkzeuge und Anwendung: EDC-Messer, Allround-Outdoormesser, Jagdmesser zum Schneiden, Schnitzen und generelle Holzbearbeitung.
Hollow-Grind
Beim Hollow-Grind ist die Klinge beidseitig konkav (nach innen gewölbt) eingeschliffen. Dadurch wird ein extrem schwacher Zulauf in der Breit erreicht und der Widerstand im Schnittgut gering gehalten.
Der Hollow-Grind macht eine Klinge zu einem erstklassigen Schneidewerkzeug.
Zu unterschieden sind der Sabre-Hollow und der Full-Hollow-Grind. Ersterer ist in der Abbildung zu erkennen, beim Full-Hollow ist die Klinge auf der gesamten Höhe konkav eingeschliffen.
Der Schliff bietet kaum Stabilität, weshalb Werkzeuge mit dem Hollow-Grind nicht für grobe Arbeiten geeignet sind.
Vorteile des Hollow-Grind |
Geringer Widerstand; Top Schneidmesser Einfach zu schärfen |
Nachteile des Hollow-Grind |
Geringe Stabilität |
Typische Werkzeuge und Anwendung: Rasiermesser, Jagdmesser (zum Häuten), EDC-Messer zum Schneiden. Teilweise an Wettbewerbs-Äxten
Scandi-Grind
Der Scandi-Grind ist ein einfasiger Schliff, der relativ weit unten ansetzt. Dadurch verbleibt der Klinge viel Material, das ihr eine hohe Stabilität verleiht.
Der robuste und günstige Schliff kann relativ einfach instand gehalten werden. Allerdings ist hier wie beim Full-Flat-Grind mit viel Materialabtrag zu rechnen um die Geometrie einzuhalten.
Die abrupt einsetzende Breite über der Schneide kann schnell zu Problemen führen. Vor allem in harten Schnittgütern neigt die Klinge mit dem Scandi-Schliff zum Verkanten.
Vorteile des Scandi-Grind |
Einfach zu schleifen Günstiger Schliff |
Nachteile des Scandi-Grind |
Geringe Schnitthaltigkeit |
Typische Werkzeuge und Anwendung: Vielseitiges, wenn auch nicht stabiles Schliffbild von Camp- und EDC-Messern
Sabre-Grind
Das Problem mit dem Verkanten löst der Sabre-Grind mit einer zweiten Fase. Im Prinzip handelt es sich um einen hoch angesetzten, erweiterten Scandi.
Was die Holzbearbeitung betrifft, ermöglicht der Sabre-Grid ein breites Arbeitsfeld. Klingen mit diesem Schliffbild sind ausreichend stabil, um damit hacken zu können.
Auch wenn die Schneideigenschaften zu wünschen übrig lassen, eignen sich Klingen mit einem Sabre-Schliff wunderbar für das Camp und allgemein zum Bushcraften – ein ausdauernder Allrounder.
Vorteile des Sabre-Grind |
Allrounder für die Holzbearbeitung Einfach zu schärfen |
Nachteile des Sabre-Grind |
Geringe Schneidleistung |
Typische Werkzeuge und Anwendung: Stabiles Allroundmesser (Taktisch, Camp, Bushcraft) zum Schnitzen, groben Schneiden und Hacken.
Welches Schliffbild ist das beste?
Wer auf der Suche nach dem perfekten Messer oder allgemein dem perfekten Schliff ist, der sollte seine Absichten hinterfragen. Denn „den perfekten“ Schliff gibt es nicht.
Jeder Schliff hat in jeder Variation seine Daseinsberechtigung und eignet sich für bestimmte Zwecke besser als andere. Bei der Kaufentscheidung von Messern und Co. solltest Du daher unbedingt überlegen, welche Arbeiten Du mit dem Werkzeug in erster Linie (überwiegend) verrichten möchtest.
Im Beitrag Das beste Bushcraft Messer erfährst Du, welches Schliffbild sich für diese Aktivität eignet und Du lernst mehr über weitere, wichtige Merkmale eines guten Messers kennen.
Schliffbilder im Vergleich
Letzte Aktualisierung am 2024-11-21 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API