Die Tour dauert länger als geplant und die Vorräte gehen langsam aus oder wichtige Ausrüstungsgegenstände sind so stark beschädigt, dass sie dich nicht mehr ausreichend schützen können? Vor allem bei widrigen Bedingungen und immer wenn man auf sich alleine gestellt ist, sollte man für solche Notfälle vorsorgen.
Ein ausreichender Witterungsschutz sollte ebenso wie die Wasser- und Wärmeversorung immer gesichert sein. Die Notfallausrüstung ist dein letztes Backup und sollte auch dann noch zur Verfügen stehen, wenn das Hauptgepäck nicht (mehr) griffbereit ist.
- Welche Notfallausrüstung ist sinnvoll?
- Wie mache Ich in Notsituationen auf mich aufmerksam?
- Wie lässt sich Wasser trinkbar machen?
Wozu dient das Notfallset?
Im Falle eines Falles – egal wie es dazu kommen es – gilt es wichtige Grundbedürfnisse zum Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit und Unversehrtheit zu stillen. Zu den wichtigsten Bedürfnissen zählt eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie Wärme.
Ist der Wärmeverlust bei heißen Temperaturen nicht der Rede wert, kommt der Trinkwasserversorgung eine umso höhere Bedeutung zu. Anders herum verhält es sich bei extrem niedrigen Temperaturen. Während sich der Wasserverlust in Grenzen hält, droht die Gefahr der Unterkühlung.
Um die beiden Grundbedürfnisse Wasser und Wärme auch in Notsituationen zu stillen, gibt es eine Vielzahl praktischer Ausrüstungsgegenstände. Hinzu kommen Tools, um sich aus der misslichen Lage zu befreien und natürlich Materialien für die Versorgung ernsthafter Verletzungen, aber auch kleineren Wehwehchen.
Worauf ist bei Notfallausrüstung zu achten?
Geht das Gepäck verloren, bringt einem die beste Vorsorge reichlich wenig. Bei medizinischen Notfällen ist es außerdem unpraktisch in das Camp zurück zu müssen, um sich selbst versorgen zu können. Wichtige Minuten können zudem durch eine schlechte Packordnung verloren gehen.
Die Notfallausrüstung muss stets griffbereit sein und sollte deshalb direkt am Körper getragen werden. Eine praktikable Lösung sind (MOLLE-) Taschen, die einfach am Gürtel befestigt werden. So hat man die wichtigsten Gegenstände immer dabei – auch wenn man sich vom Camp entfernt oder das Hauptgepäck verloren geht. Alternativen sind Umhängetaschen und solche, die am Bein befestigt werden.
Damit das Volumen nicht gesprengt wird und die Tasche an der Hüfte nicht größer als der Rucksack ist, wählt man kompakte Ausrüstungsgegenstände, die im Idealfall auch noch mehrere Zwecke erfüllen.
Was genau in die Notfalltasche gehört und worauf es bei den einzelnen Gegenständen zu achten gilt, erfährst Du in den folgenden Abschnitten.
Trinkwasserversorgung im Notfall sicherstellen
Die Vorräte sind erschöpft und saubere Trinkwasserquellen sind nicht in Sicht. Der Rückweg gestaltet sich schwieriger als gedacht doch der Wasserbedarf nimmt keine Rücksicht auf den mangelnden Trinkwasservorrat.
Wasser ist ein teures Gut denn vor allem an heißen Tagen kann man nur schwer (langfristig) darauf verzichten. Jede Anstrengung bedeutet bei hohen Temperaturen einen immensen Flüssigkeitsverlust. Um klar denken zu können und leistungsfähig zu bleiben, muss der Haushalt stets durch Nachschub aufrecht erhalten werden. Es zählt jedes natürliche Wasservorkommen für sich zu nutzen – nur wie?
Nicht nur in offensichtlich verunreinigten Gewässern, sondern auch in scheinbar klaren Bächen und Seen lauern Bakterien, Viren und Parasiten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten Wasser in weitestgehend sicheres Trinkwasser zu verwandeln.
Chemische Wasseraufbereitung
Chemische Mittel (Biozide) können als Tablette oder als Liquid in verunreinigtes Wasser gegeben werden. Sie neutralsieren es und erlauben nach einiger Zeit die weitestgehend bedenkenlose Flüssigkeitszufuhr. Allerdings bedarf es wegen der einzuhaltenden Wirkzeit eines Wasserbehälters.
Diese praktische Form der Wasseraufbereitung ist deshalb nur bedingt für das Notfall-Kit geeignet. Wer sie jedoch bevorzugt, sollte unbedingt an den Wasserbehälter denken. Hierfür kommen etwa faltbare Beutel in Frage.
Kompakte Outdoor-Wasserfilter
Eine bessere Alternative für die Wasserversorgung in einer Notsituation ist durch Filter, mit denen man direkt aus stehenden oder fließenden Gewässern trinken kann, gegeben.
Die großen Strohhalme haben einen so engmaschigen Filter eingearbeitet, dass sie bis zu 99,99% aller Verunreinigungen aus dem Wasser herausfiltern. Je nach Modell werden passende Beutel zur Aufbewahrung und zum Transport des Wassers mitgeliefert oder der Filter lässt sich auf Standard-Gewinde von Flaschen aufschrauben.
Notzelte und Rettungsdecken für den Wärmeerhalt
Zelte und Tarps schützen dich auf deiner Tour vor schlechter Witterung. Zusammen mit der Schlafausrüstung sollen sie dich jederzeit trocken und warm halten. Bietet das Shelter wegen Beschädigungen keinen ausreichenden Schutz mehr oder ist der Schlafsack beispielsweise stark durchnässt, bist Du den äußeren Einflüssen schutzlos ausgeliefert.
Die gold-silberne Rettungsdecke dürfte wenigstens jedem Autofahrer ein Begriff sein. Sie findet sich in jedem Verbandskasten wieder und sollte auch nicht im Outdoor-Gepäck fehlen. Der Grund ist ganz einfach: Rettungsfolie hat eine enorme Isolations- beziehungsweise Wärmereflektionsleistung.
Notzelte (auch Rettungssäcke), wie beispielsweise dieses Survival-Zelt* unterscheiden sich lediglich in der Form von den Rettungsdecken und nicht immer ist die goldene Seite gold. Im Notfall dienen die überdimensionalen Beutel mit der starken Wärmereflektion als Schlafsack. Doch damit nicht genug.
Rettungsfolie lässt sich unabhängig von der Form auch anderweitig verwenden. Beispielsweise als Wärmereflektor (Feuerstelle), als Schattenspender beziehungsweise Sonnenschutz oder als behelfsmäßiger Signalspiegel.
Aufgrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und des geringen Packmaß gehört die Rettungsfolie als Decke, Zelt oder Sack in jedes Notfall-Kit.
Wärmequellen für den Notfall
Bei tiefen Temperaturen schützt dich normalerweise deine Thermokleidung vor einer Unterkühlung. Nass gewordene oder beschädigte Kleidung liefert jedoch keine ausreichende Isolationswirkung mehr. Je nach Witterung sinkt die Körpertemperatur vor allem im ruhenden Zustand rasch ab. Was jetzt wichtig ist sind externe Wärmequellen und als Ersatz einspringende Isolationsschichten. Dazu zählt die oben genannte Rettungsfolie, die möglichst dicht um den Körper gewickelt wird.
Mit Feuer und Wärmepads lässt sich dem Körper schnell externe Wärme zuführen. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn man sich nicht bewegt. Mit einem Kienspanblock und einem Feuerstarter kann jeder Rasch ein wärmendes Feuer entzünden und es, wenn Brennmaterial vorhanden ist, großziehen.
In Notsituationen hat sich jedoch ein ganz anderes Mittel bewährt, womit man schneller an’s Ziel gelangt: Mit einem Teelicht. Sofern ein Feuerzeug vorhanden ist, kann es rasch entzündet werden. Hockt man sich über die brennende Kerze und bildet mit der Rettungsdecke ein geschlossenes Tipi, heizt sich dessen Innenraum und der ausgekühlte Körper schnell auf.
Wärmepads werden dicht am Körper, beispielsweise in Schuhen, Hosentaschen oder in den Handschuhen platziert. Sie geben je nach Modell bis zu 8 Stunden kontinuierlich Wärme ab. Ideal für die Zeit, in der man schläft.
Signalmittel für den Hilferuf
Es gibt wohl nichts Schlimmeres, als sich in einer ausweglosen Situation wiederzufinden. Immer wieder passieren Unfälle beim Wandern und anderen Aktivitäten in der Natur.
Bei Bewegungsunfähigkeit oder völliger Erschöpfung ist man auf äußere Hilfe angewiesen.
Durch akustische und optische Signalmittel machst Du potenzielle Helfer auf deine missliche Lage aufmerksam.
Zu den einfachen aber effektiven Signalmitteln zählen die klassische Trillerpfeife oder ein manuell betriebenes Nebelhorn. Mit geringem Kraftaufwand kann man damit lautstark die Aufmerksamkeit anderer Abenteurer auf sich ziehen. Mit optischen Mitteln wie Spiegel oder Signalfackeln* können Hilferufe auch auf weite Distanzen von Rettern wahrgenommen werden.
Im Beitrag SOS – Signalmittel für den Hilferuf erfährst Du mehr über die Möglichkeiten und Mittel anderen eine Notlage zu signalisieren.
Outdoormesser und Multitool
Outdoormesser werden aus gutem Grund häufig auch als Überlebensmesser bezeichnet. Die scharfe Klinge an sich ist bereits ein echtes Multitool. Sie eignet sie je nach Beschaffenheit zur Holzbearbeitung, zum Bohren, Trennen, Schnitzen oder auch zum Graben.
Während der Tour kommt das Messer ständig zum Einsatz – sei es unterwegs oder im Camp. Deshalb sollte man gerade in einer Notsituation nicht darauf verzichten müssen. Das Überlebensmesser wird zweckmäßigerweise ohnehin am Hosenbund getragen. Als letztes Backup verstaut man deshalb ein kompaktes Taschenmesser oder ein Multitool im Notfall-Kit.
Der Leatherman Signal* ist speziell auf den Outdoor-Bereich abgestimmt und bietet neben einer Klinge, einem Sägewerkzeug und der üblichen Zange zudem einen Feuerstahl – perfekt für die Notfalltasche.
Erste Hilfe: Verbandmaterial
Die Erste-Hilfe-Ausrüstung findet sich in abgespeckter Form auch in der Notfall-Tasche wieder. Stets am Mann lässt sich so das wichtigste Verbandmaterial greifen und verwenden. Dazu zählen Pflaster, eine Binde sowie eine Kompresse.
Mit Tampons können lochartige Wunden „gestopft“ werden. Sie nehmen eine Menge Blut auf und lassen sich beispielsweise auch in einen Druckverband einarbeiten. Ein Tampon gibt außerdem einen erstklassigen Zunder ab – Mehrzwecktool, rein damit!
Die professionelle und schnelle Art des Abbindens bei großem Blutverlust ist mit einem Tourniquet oder israelischen Druckverbänden* möglich.